Konjunkturforum 2018
Deutsche Unternehmen investieren weiter in Ungarn
Das aktuelle Investitionsklima in Ungarn war das Thema des 25. Konjunkturforums der DUIHK. Die Veranstaltung bot aus erster Hand Informationen zur neuesten Konjunkturumfrage der Kammer, zu jüngsten deutschen Investitionsprojekten in Ungarn und zur geplanten Megainvestition von BMW in Debrecen.
Während sich das allgemeine Konjunkturklima in Ungarn, aber auch international in den vergangenen Monaten leicht eingetrübt hat, entwickeln sich die deutsch-ungarischen Wirtschaftsbeziehungen weiter hervorragend, was sich insbesondere auch an vielen neuen deutschen Investitionen im Lande zeigt – so etwa können die Ausführungen der vier Referenten auf dem diesjährigen Konjunkturforum der DUIHK zusammengefasst werden. Das Forum wird seit 1994 ausgerichtet, seit drei Jahren gemeinsam mit der ungarischen Investitionsförderagentur HIPA.
Dale A. Martin, Präsident der DUIHK beschrieb die aktuelle Wirtschaftslage als „immer noch sehr gut, aber nicht mehr ganz so gut wie im Frühjahr“. Dies gehe aus der jüngsten Herbstumfrage der Kammer hervor, die vor wenigen Wochen durchgeführt wurde. Danach erwarten aktuell 35% der befragten Unternehmen eine weitere Verbesserung der allgemeinen Wirtschaftslage – im Frühjahr waren es allerdings noch 43%; mit einer Verschlechterung rechnen derzeit 13% gegenüber nur 6% im Frühjahr. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei der Beurteilung der eigenen Branche und Geschäftslage. Die gedämpften Konjunkturerwartungen führen natürlich unweigerlich auch zu Anpassungen bei den Beschäftigungs- und Investitionsabsichten: Im Frühjahr wollten noch 53% der antwortenden Unternehmen zusätzliches Personal einstellen, in der aktuellen Umfrage sind es nur noch 41%. Bei den Investitionsabsichten sank der Anteil derer, die mehr investieren wollen, von 43% im Frühjahr auf aktuell 37%.
Martin wies aber auch darauf hin, dass die leichte Eintrübung des Konjunkturklimas keine ungarische Besonderheit sei: Laut dem AHK World Business Outlook, einer Umfrage deutscher Auslandshandelskammern, an der weltweit rund 3.500 Unternehmen teilnahmen, ist die Dämpfung der wirtschaftlichen Aussichten auch auf einer Vielzahl anderer Märkte zu beobachten.
Viele neue deutsch-ungarische Projekte
Für die deutsch-ungarischen Wirtschaftsbeziehungen ist gegenwärtig jedoch eine ungebrochene Investitionsbereitschaft zu verzeichnen. Dies ging aus Zahlen hervor, die HIPA-Präsident Róbert Ésik auf der Veranstaltung präsentierte. Allein zwischen Anfang 2015 und Mitte 2018 hat die Agentur über 60 Investitionsvorhaben deutscher Unternehmen in Ungarn begleitet und gefördert, die Projekte haben insgesamt 17.000 neue Arbeitsplätze in Ungarn geschaffen – rund ein Drittel aller Jobs, die ausländische Firmen in dieser Zeit mit Hilfe der HIPA aufgebaut haben. Erfreulich sei laut Ésik, dass immer mehr deutsche Firmen auch hochwertige Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten nach Ungarn brächten, wie in jüngster Zeit z.B. die Unternehmen Continental, Bosch, ThyssenKrupp oder Knorr-Bremse. Ein wichtiges Ziel der HIPA für die Zukunft sei es nun, mehr ungarische KMU als Zulieferer in die internationalen Lieferketten großer deutscher Unternehmen zu integrieren.
BMW folgt anderen Premiumfahrzeug-Herstellern
Jüngstes und bislang eines der größten deutschen Investitionsprojekte ist das von BMW. Die BMW-Gruppe hatte Ende Juli dieses Jahres angekündigt, für ca. eine Milliarde Euro ein Produktionswerk in der ostungarischen Stadt Debrecen zu errichten. Damit werden dann alle drei deutschen Premium-Fahrzeughersteller eigene Produktionsstandorte in Ungarn haben. Mit einer Kapazität von bis zu 150.000 Einheiten jährlich wird das neue BMW-Werk mehr als 1.000 Arbeitsplätze bieten. Dementsprechend groß war das Interesse an den Ausführungen von Andreas Pfleger, Geschäftsführer der neuen BMW Manufacturing Hungary Kft. Pfleger sprach sowohl über die Kriterien, die letztendlich die Entscheidung für Debrecen beeinflusst haben – z.B. Fragen der Infrastruktur, des Zulieferer-Netzwerkes, der Arbeitskräftesituation und der Bildungsangebote in Debrecen – aber auch zu ganz praktischen Fragen, die bei der Errichtung eines neuen Werkes gelöst werden müssen.
Erfolgsgeschichte eines ungarischen Familienunternehmens
Ein erfolgreiches Beispiel für das zuvor erwähnte Ziel, ungarische Zulieferer zu stärken, ist die Firma Magyarmet Kft. Die Feingießerei ist 2003 vom deutschen Eigentümer Schmidt+Clemens an das ungarische Management verkauft worden und seitdem im Familienbesitz. Gut die Hälfte der Produktion gehe nach Deutschland, u.a. auch an BMW. Geschäftsführer und Eigentümer Imre Győri gab auf dem Konjunkturforum einen Einblick in die Herausforderungen an ein mittelständisches Unternehmen in Ungarn. Aus seiner Sicht müssen auch kleinere Unternehmen kontinuierlich investieren, hohen Wert auf die Ausbildung der Mitarbeiter legen sowie eine stabile Finanzierungs- und Kapitalsituation aufbauen. Letztere habe sein Unternehmen u.a. auch durch Mittel aus EU-Fördergeldern stärken können.
Fotos: Novák-Gornyák András (HIPA/DUIHK)