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Ungarns Wirtschaft sucht nach Wachstumsimpulsen

31.07.2024

Die ungarische Wirtschaft entwickelte sich im ersten Halbjahr schwächer als erwartet. Grund ist die schwache Nachfrage sowohl im Exportgeschäft als auch im Inland beim privaten Konsum und den Investitionen. Die Industrieproduktion sank im ersten Halbjahr um etwa 2,5%, die Exporte gingen sogar um fast 6% zurück. Auf der anderen Seite können sich Arbeitnehmer weiterhin über stattliche Lohnsteigerungen freuen – nach Abzug der Inflation immerhin um 10% in den ersten fünf Monaten.

 

Ungarns Wirtschaft sucht nach Wachstumsimpulsen

 

Die ungarische Wirtschaft entwickelte sich im ersten Halbjahr schwächer als erwartet. Grund ist die schwache Nachfrage sowohl im Exportgeschäft als auch im Inland beim privaten Konsum und den Investitionen.

 

Laut erster Schätzung des Statistikamtes KSH schrumpfte das ungarische Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal gegenüber dem ersten Quartal um 0,2%. Im Jahresvergleich lag das BIP im zweiten Quartal um 1,3% über dem Wert von 2023, für das gesamte erste Halbjahr ergibt sich ein Wachstum von 1,5%. 

In den vergangenen Tagen hat das KSH nun mehr Detaildaten zum ersten Halbjahr veröffentlicht. Danach sanken die ungarischen Ausfuhren in den ersten sechs Monaten um 5,8% (gegenüber Deutschland voraussichtlich sogar noch etwas mehr – Daten liegen nur bis Mai vor), die Einfuhren sogar um 10,8% (aus Deutschland wohl etwas weniger stark).

Die schwachen Exportzahlen sind vor allem dem schwachen Exportgeschäft der Industrie zuzuschreiben. Er ging von Januar bis Mai um 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück. Besonders die umsatzstärksten Branchen konnten weniger im Ausland absetzen: Fahrzeugbau -6,3%, Elektrotechnik (inklusive Akkumulator-Industrie) -16,8%, elektronische Industrie -6,4%, Maschinenbau -9,7%.

Im Inland haben sich zwar in den vergangenen Monaten die Erwerbseinkommen kräftig erhöht – zwischen Januar und Mai lagen die Durchschnittsverdienste über 14% über dem Vorjahreswert. Und dank einer stark reduzierten Inflationsrate (3,7% im ersten Halbjahr) bedeutet dies einen kräftigen Anstieg der realen Kaufkraft der Privathaushalte. Allerdings profitiert der Einzelhandel davon bisher noch nicht, der Umsatz stieg im ersten Halbjahr nur um 2,4%, da die Privathaushalte angesichts vieler Unsicherheiten einen deutlich höheren Anteil ihres Einkommens in Geldanlagen als in den Konsum lenken.

Auch die Unternehmen halten sich mit Investitionen zurück, allein im ersten Quartal sanken sie insgesamt um 9% gegenüber dem Vorjahr.

Angesichts der schwachen Halbjahreszahlen sagte Finanzminister Varga Mihály, dass für das Gesamtjahr nun ein Wachstum von 1,8 bis 2-2 Prozent realistisch sei, statt der bisherigen offiziellen Prognose von 2,5 Prozent; für 2025 erwartet er ein Wachstum von 3,5 Prozent statt der bisherigen Prognose von 4,1 Prozent. Die Wachstumsaussichten werden jedoch vor allem von der Entwicklung der wichtigsten Exportpartner Ungarns – allen voran Deutschland – abhängen.

Link zur Grafik: Ungarns Bruttoinlandsprodukt 2021 - 2024 ( Entwicklung des ungarischen BIP)